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Heinz-Dieter Kallbach - Pilot aus Leidenschaft

In Flugkreisen wird Heinz-Dieter Kallbach gerühmt. Schließlich
war er es, der 1989 im brandenburgischen Stölln einen Langstreckenjet
auf einer nur 900 Meter langen Wiese landete. Und das mit voller Absicht.
Sogar einen eigenen Fanclub soll er haben, der nur 1,60 Meter große
Pilot. Doch der Reihe nach.
Wie so viele Pilotenlaufbahnen begann auch die des Arbeitersohnes
aus Essen, dessen Familie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in
die Lausitz zog, am Boden. Mit einer Lehre als Dreher. 1957 meldete
sich der damals 17-Jährige zur Nationalen Volksarmee. Nicht als
"Überzeugungstäter«, wie er sagt, sondern um
den von ihm so heißgeliebten Flugzeugen wenigstens als Mechaniker
nahe sein zu können. „Der Traum, Flugzeugführer zu
werden, erschien mir damals fast unerreichbar", sagt Kallbach
im Rückblick. Doch das Glück stand auf seiner Seite. Da
der Lehrgang für Mechaniker bereits begonnen und seine Flugbegeisterung
sich herumgesprochen hatte, landete er doch noch vor der Prüfungskommission
für Pilotenanwärter. Den Test besteht er mit Bravour. in
Brandenburg-Briest und Dessau lernt er das Fliegen auf dem Antonov
An 2-Doppeldecker und der zweimotorigen IL-14.
Mit der Militärkarriere wird es jedoch nichts. Die Mutter seiner
Frau Hannelore - Kallbach ist seit 41 Jahren verheiratet - lebt in
der Bundesrepublik. Da traf es sich gut, dass die Interflug, die sich
damals noch wie das bundesrepublikanische Pendant Deutsche Lufthansa
nennt, Piloten suchte und sich mit der regelmäßigen Meldung
der „Westkontakte" begnügte. Als Chefausbilder auf
der viermotorigen IL-18 weist Kallbach Besatzungen in Taschkent auf
die neue Hanoi-Verbindung ein, Solidaritätsflüge mit Hilfsgütern
für Entwicklungsländer führen ihn querdurch Afrika
und Asien.
1978
der Wechsel zur vierstrahligen IL-62. Zehn Jahre später wird
der Flottenchef mit der verrückten Idee konfrontiert, einen zur
Ausmusterung anstehenden Langstreckenjet auf einer Wiese am Lilienthal
Flugplatz Stölln in Brandenburg zu landen. Er soll dort als Lilienthal
Museum dienen. 2.500 Meter Landebahn braucht die Iljushin. Normalerweise.
Aufwändige Berechnungen ergeben, dass nach Ausbau aller überflüssigen
Teile 864 Meter reichen könnten. Niemand will dem Unterfangen
zunächst zustimmen. Niemand glaubt, man könne die Maschine
sicher auf die Graspiste setzen. Doch Kallbach hält an seinem
Plan fest. Am 23. Oktober 1989 ist der große Tag gekommen. In
einer dichten Staubwolke landet er die Iljushin auf der Stöllner
Wiese. 100 Meter vor dem Ende der Piste kommt die Maschine sicher
zum Stehen, Zu diesem Zeitpunkt hat Heinz-Dieter Kallbach schon auf
den neuen Airbus der Interflug umgeschult. Dann fällt die Mauer.
Als sich nach der deutsch-deutschen Wiedervereinigung das Ende der
Interflug abzeichnet, wechselt er zur Germania. Seither fliegt er
Sonnenhungrige in südliche Gefilde.
Doch dem Piloten aus Leidenschaft genügt dieser Job nicht. in
den heutigen Verkehrsflugzeugen müsse man mehr mit dem Computer
als mit dem Steuerknüppel hantieren, moniert er. Sein Ausgleich:
An den Wochenenden startet er in Tempelhof mit dem Dakota-Rosinenbomber
von Air Service Berlin zu Berlin-Rundflügen, garantiert ohne
Autopilot. Damit nicht genug. Noch in diesem Jahr will Heinz-Dieter
Kallbach zu seinen fliegerischen Wurzeln zurückkehren und seine
Musterberechtigung für den An-2 Doppeldecker erneuern.
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